Ärger über die Deutsche Bahn

Alle, die Bahn fahren, werden irgendeine Geschichte zur Deutschen Bahn kennen. Eine mir sehr nahe stehende Freundin Silvia fuhr lange Zeit am Wochenende mit der Bahn von Halle nach Nürnberg zu ihrem Freund. Einmal, auf dem Rückweg steckte die Bahn fest. Fast fünf Stunden lang. Endstation war montagfrüh 2.40 Uhr auf dem Bahnhof in Leipzig. Ihre Arbeitszeit beginnt täglich um 6.45 Uhr in Halle. 

Wir sahen uns zwei Wochen später. Sie wollte mir die Geschichte mit der Bahn unbedingt erzählen und war immer noch sichtlich aufgebracht: „Stell’ dir vor. Ich stehe drei Stunden mitten in der Nacht in der Pampa auf den Gleisen rum. Niemand weiß, wann es weitergeht. Null Information. Dann fährt der Zug nicht einmal nach Halle. Drei Uhr morgens ist Endstation in Leipzig. Na klasse. In vier Stunden muss ich auf Arbeit sein. Der erste Zug nach Halle fährt auch erst in zwei Stunden. Ich gehe zur Information. Keiner da. Natürlich, was sonst. Als dann endlich jemand kommt, schickt der mich mit den anderen Fahrgästen in einen Raum mit vielen anderen Leuten. Ein einziger Bahnangestellter ist da für alle. Wir müssen uns anstellen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Der sieht genervt aus und hält sich ewig bei jedem Einzelnen auf. Ich bin schon todmüde, kann kaum noch stehen, mir brennen die Füße und Hunger habe ich auch. Ich bin auf 180. Der Raum ist verqualmt, laut und ungemütlich. Als ich dann endlich dran bin, ist der auch noch total unfreundlich. Der blöde Bahnbeamte. Da habe ich erstmal mir Luft gemacht. Und ihm richtig meine Meinung gegeigt. Saftladen! Dann Mault der auch noch zurück und wird noch pampig. Das auch noch! Jedenfalls gibt er mir mit genervtem Gesichtsaudruck einen Taxigutschein damit ich von Leipzig nach Halle fahren kann. Kannst du dir das vorstellen? So ein Mistverein die Deutsche Bahn!“

Ich antwortete ruhig:  „Ja, du kannst es natürlich so sehen. Du hättest es auch anders sehen können. Klar war das ist Mist, dass der Zug nicht planmäßig fuhr. Irgendetwas wird losgewesen sein auf den Gleisen. Wahrscheinlich nicht zu ändern. Du hättest doch einfach danke für den Taxigutschein sagen können. Immerhin kostet das bestimmt 70 Euro bis nach Halle. Und du bist dafür bis vor die Haustür gefahren worden.“ 

Ja, die Situationen in unserem Leben sind nicht immer lustig. Manchmal läuft es einfach schief. 

Wenn Ärger hochkommt, haben wir immer nur drei Möglichkeiten, wie wir reagieren können: Wir können uns ärgern, wir können die Situation, wie sie ist, akzeptieren oder manchmal können wir sie auch ändern. Silvia könnte die Bahn boikottieren und Flixbus fahren, oder sich ein Auto kaufen, oder ihren Freund überreden eher zu ihr nach Halle zu kommen, oder sich einen neuen Freund in Halle suchen, oder, oder.....

Sich zwei Wochen lang im Nachhinein über die Verspätung der Deutsche Bahn zu ärgern, ist etwa so sinnlos wie Fußpilz. 

Wir haben die Wahl. In jeder Situation. Wir entscheiden in jeder Minute unseres Lebens, ob wir uns ärgern, über wen wir uns ärgern, worüber wir uns ärgern und wir entscheiden auch, wie lange wir uns ärgern wollen. 

Aber wenn Sie sich lieber ärgern wollen, dann ärgern Sie sich halt. 

Es ist Ihre Entscheidung! 

Es ist Ihr Leben! 

Viel Spaß dabei. 

Ihre Ramona Wonneberger

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